Ulrike Scholz | Heilpraktikerin,
beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie

Was mir tanzen bedeutet

Was mir tanzen bedeutet

Wie ich zum Tanzen kam

Was bedeutet mir Tanzen? Es ist meine Leidenschaft. Das erste Mal komme ich damit im Alter von ca. 4 Jahren in Berührung, als meiner Mutter jemand rät: „Schicken Sie die Kleine doch in die Tanzgruppe der Musikschule, das hilft prima gegen X-Beine!“ Hatte ich welche? Egal, meine Mutter hat sich wohl daran gestört 😊.

Aber wer immer das gesagt hat – ich danke ihm dafür!
Tanzunterricht ist auch in der Musikschule in der DDR ein „ernstes“ Fach, Disziplin steht an vorderster Stelle, da bilde auch ich mit 4 Jahren keine Ausnahme. Unserer Tanzlehrerin ist es wichtig, dass wir im Bühnentanz das breite Spektrum an Tanz und Bewegung vermittelt bekommen, also nicht nur Ballett und Spitzentanz, sondern auch Walzer, Volkstänze usw.

Geübt wird nicht nur im stillen Kämmerlein, es gibt mehrfach im Jahr für uns die Möglichkeit, auf einer Bühne zu stehen, sei es im Freien, im Theater oder im Kulturhaus. (Meine Heimatstadt Rudolstadt ist zu DDR-Zeiten bereits Austragungsort der internationalen Tanzfeste, seit 1990 findet hier jährlich das Tanz- und Folkfest statt.) Wie wohl jedes kleine Mädchen liebe ich es, in Kostüme zu schlüpfen und – sonst streng verboten – ich darf mich für die Auftritte schminken!

Ich kann nicht improvisieren! Wirklich?

Tanzunterricht 2 Mal pro Woche, das genieße ich! Nur eines kann ich überhaupt nicht (meine ich): improvisieren. Ich bin der perfekte „Kopierer“, kann nach ein paar Mal Hinschauen die gedrehte Polka wie aus dem FF, nur wenn nichts vorgegeben ist und ich alleine vor einer Gruppe nach einer Musik etwas „erfinden“ soll, kommt nichts. Blockade in Vollendung! Und das Gesicht unserer Tanzlehrerin dazu, zum Fürchten! Da gibt es keine aufmunternden Worte, wie „du schaffst das schon“ oder „atme mal tief durch“ oder „probier es doch mal mit geschlossenen Augen“. Pustekuchen. Ich bin immer froh, wenn wir etwas anderes machen und eine Choreographie bekommen, an der ich mich festhalten kann.

Die Jahre gehen ins Land, zum Tanzen bleibt immer weniger Zeit und trotzdem kann ich nicht ohne Bewegung zur Musik sein. Ich entdecke meine Liebe zum Rhythmus, zum American Tap Dance und zum Flamenco. Hier staune ich über die Tanzlehrer, die im Unterricht und bei ihren Auftritten neben einer groben Choreographie vor allem den Rhythmus fühlen und das Gefühl in Bewegung umsetzen. Beeindruckend!

Auch das ist Tanzen!

Und dann lerne ich 2016 während einer psychosomatischen Reha die Tanz- und Bewegungstherapie kennen, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Dieser Reha vorausgegangen ist ein mehrjähriger ermüdender Kampf, berufliche und private Schwierigkeiten unter einen Hut zu bekommen. Das Tanzen und andere Freizeitaktivitäten habe ich hintenangestellt. Im Nachhinein bin ich meinem Körper so dankbar, dass er sich Ende 2015 endlich bemerkbar macht und nun meine alleinige Aufmerksamkeit fordert.

Meine Mitpatientinnen und ich stehen also etwas ratlos vor dem „Kreativraum“ der Reha-Klinik. Was soll denn das werden? Sollen wir unseren Namen tanzen?

Unsere Tanztherapeutin ist eine kleine, quirlige Frau, die immer barfuß unterwegs ist (zumindest im August) und uns erst mal zu irgendeiner Musik durch den Raum bewegen lässt. Wie jetzt, einfach so? Jede, wie sie will? Spüren, wie die Füße auf dem Parkettboden abrollen, aha. Keine weiteren Vorgaben, keine Bewertungen. Erleichterung. Keine guckt, was die andere macht, wir sind alle mit uns beschäftigt.

So geht das 1 x pro Woche über insgesamt 6 Wochen. Kein Zwang, kein Leistungsdruck, kein richtig, kein falsch. Emotionen kommen hoch, heftig zum Teil.  Aber unsere Therapeutin sorgt zu jeder Zeit dazu, dass wir gut versorgt sind in unserem geschützten Raum.

Non-verbale Kommunikation

An zwei Übungen erinnere ich mich besonders.

Bei der ersten geht es um Abgrenzung, „Stopp“ zu sagen. Wir stehen uns in Reihe gegenüber, bilden Paare. Eine geht in ihrer eigenen Geschwindigkeit auf die andere zu und diese entscheidet selbst, wie nah sie die andere an sich heranlässt. Meine Partnerin stoppe ich schon ca. 3 Meter vor mir, sie lässt mich bis fast an ihre Nasenspitze heran, dann kullern ihr die Tränen über die Wangen. Sie versteht, dass ihr diese Nähe zwar nicht guttut, dass sie das aber im Alltag aus Angst vor Zurückweisung „aushält“.

Die andere Übung bezieht sich auf die Themen Kontrolle abgeben, Vertrauen aufbauen. Wir üben zu zweit, mit einem Ball zwischen uns. Nach einigen Vorübungen ist das Schwierigste, dass beide Partner die Augen geschlossen halten und ohne Absprache abwechselnd die Führung übernehmen bzw. sich führen lassen. Ich merke, das ist mein Thema und es fasziniert mich, in die Körpersprache einzusteigen, denn auf dieser Ebene fühle ich zum ersten Mal das, was ich vorher im Kopf bereits theoretisch verstanden habe.

Mein Interesse für die Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist ist geweckt! Und ich improvisiere zum ersten Mal, als unsere Therapeutin mich in einer Einzelstunde zum Thema „Ich bin ich“ tanzen lässt. Genial! Das ist möglich, weil sowohl sie, als auch unsere Gruppe den Rahmen gehalten hat, in dem jede von uns sein darf, wie sie ist, ohne Wertung, ohne Leistungsbeurteilung. Ein ungemein befreiendes Gefühl!

Ich mache eine Ausbildung!

Diese Erfahrungen lassen mich nicht mehr los und so beginne ich 2017 in Erlangen eine Ausbildung zur Leiterin für therapeutischen Tanz an der Deutschen Gesellschaft für Tanztherapie, die ich im Oktober 2020 abschließen werde.

Dort höre ich von den Anfängen der Tanztherapie aus den 1940er Jahren in den USA. Hier geht es nicht um das Erlernen von Tanzstilen, es geht darum, den Tanz in seiner ursprünglichen Form wieder erlebbar zu machen. Tanzen ist eine der ältesten Formen des menschlichen Ausdrucks. Für die Naturvölker umfasste der Tanz das gesamte Leben, integrierte soziales und religiöses Miteinander. Geburt, Tod, Hochzeit, Krieg, Ernte, Jagd, Geisteraustreibung, Bitte um Regen, Sonne oder Fruchtbarkeit; immer wurde hierbei getanzt.

Durch die immer weiter fortschreitende Zivilisation wird der Mensch jedoch immer mehr eingeengt, sein Verhalten bestimmt sich an Normen, Verordnungen und so kommt es immer mehr zur Selbstbeherrschung („reiß dich mal zusammen, so etwas tut man nicht“), Affekte werden gedämpft, Triebe reguliert, Schamgefühle produziert. Der menschliche Körper wird zurückgedrängt, die „Kopflastigkeit“ nimmt zu.

Aber durch das Wiederentdecken des Tanzes als Grundform, als „basic dance“, sind wir in der Lage, unseren Körper verstehen zu lernen, unsere Emotionen auszudrücken, uns anderen non-verbal mitzuteilen (vgl. Watzlawick: „Man kann nicht nicht kommunizieren“), uns ihnen verständlich zu machen, wir selbst zu sein, keinem Ideal zu entsprechen, niemandem gefallen zu müssen, ein Gefühl der Freiheit zu spüren!

Seit meiner Ausbildung erkenne ich nun Stück für Stück Zusammenhänge, kann mich anderen besser und ohne Ängste annähern, Gefühle im Tanz herauslassen, mich und meine Seele reinigen. Es ist eigentlich ein unbeschreibliches Gefühl. Mein Panzer, den ich Jahrzehnte mit mir herumgetragen habe und der mir sicher in der einen oder anderen Situation auch gut getan, mich geschützt hat, hat nun Risse bekommen. Und auch wenn sich das vielleicht komisch liest, das tut gut!

Im Tanz, in der Improvisation schlüpfe ich gerne in die unterschiedlichsten Charaktere und mache dies durch Gestik und Mimik deutlich. Für mich sind es besonders die Begriffe Vielfalt und Facettenreichtum, die mir aus der Gruppe gespiegelt werden. Und ich muss sagen, das trifft es auf den Punkt und darf nun endlich raus und gelebt werden!

So habe ich neben meiner Liebe zum Tanz 2018 eine Ausbildung zur Entspannungspädagogin und 2019 zur Mentaltrainerin abgeschlossen und unterstütze andere Menschen, wieder Energie und Lebensfreude in ihren Alltag zurückzubringen.

Ich lasse los!

Der Wunsch nach beruflicher Veränderung wird in dieser Zeit immer stärker. So habe ich nun Anfang dieses Jahres „losgelassen“, meinen gut bezahlten Job als Management Assistentin gekündigt und mir eine Tätigkeit als Sekretärin in Teilzeit gesucht, die mir Luft zum Atmen lässt und mir Zeit und Raum für Kreativität gibt.

Eine kleine Sicherheit brauche ich noch, habe ich gemerkt. Ja, der Panzer hat Risse bekommen…

Im lmprovisations- und Gestaltungsseminar ist mein Thema „Ich bin eine Welle mit Knubbel“. Der Titel kommt von einem der Mädels, das mit diesen Worten meine Tuchkreation aus 3 Tüchern, die ich gelegt habe, benennt (s. Beitragsfoto). Sehr treffend zu meiner aktuellen Situation. Ist der Knubbel damals noch der alte Job als Management Assistentin, habe ich mich nun weiterbewegt und einen neuen, kleineren Knubbel gefunden, der mir im Moment Halt gibt.

Seit ich mir nun endlich wieder Zeit für mich und meine Interessen nehme, spüre ich eine Kreativität in mir, die ich an mir gar nicht kenne oder mich zumindest nicht mehr an sie erinnern kann. Als Babys und Kleinkinder sind wir wir selbst mit all unserer Individualität, mit all unserem Können, mit unserer Neugierde. Bis wir durch Elternhaus, Kindergarten und Schule „erzogen“ und auf „den Ernst des Lebens“ vorbereitet werden.

So wird aus dem Individuum, seinen Neigungen und Talenten ein geformter Bestandteil unserer Gesellschaft. Dabei ist doch die Besinnung auf uns selbst, auf unsere Verschiedenheit und Vielfältigkeit, auf Körper und Geist, unsere Sinne, Gefühle und Empfindungen wahrzunehmen jedem Menschen dienlich. Ich finde, dies sollte Pflichtfach im Schulunterricht werden! So könnte man bereits bei Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein für den eigenen Körper stärken und dieses Wissen nicht erst während psychosomatischen Reha-Maßnahmen weitergeben!

Was will Tanztherapie?

Ein Ziel der Integrativen Tanztherapie ist es, die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen wieder zu wecken, ihn anzuregen, seine kreativen Potenziale zu entfalten, zu erkennen, was die eigenen Ressourcen sind. Ausgangspunkt kann aber immer nur da sein, wo sich der Patient oder Klient abholen lässt.

Und was will ich?

Ich möchte Menschen dabei unterstützen, selbstbewusster zu werden, wieder zurück zu ihrer Kraft und ihrer Stärke zu finden. Das geht meines Erachtens wunderbar über das Bewegen zu Musik, um somit den eigenen Körper einmal ganz anders wahrzunehmen und kennenzulernen. Die Musik kann Bilder in mir hervorrufen, mich an Situationen erinnern, und so bewege ich nicht nur mich, sondern auch etwas in mir.

Durch diesen Abstand zum Außen kann es so Stück für Stück gelingen, sich wieder an sich selbst anzunähern, ein Gespür für das eigene Ich, für die Ressourcen und die Bedürfnisse zu bekommen.

Besonders Frauen haben sich davon meilenweit entfernt, da es immer Dinge im Außen gibt, die in erster Linie zu befriedigen sind. Denken wir an Kindererziehung, Haushalt, Pflege von Angehörigen, Anpassung an eine von Männern dominierte Wirtschaftswelt, der Beispiele gibt es viele. Sie stehen permanent unter Stress und reagieren mit Anspannung, eigentlich einem angeborenen Schutzreflex, der in Gefahrensituationen die Flucht ermöglichte. Da der Stress jedoch hier über einen längeren Zeitraum anhält, kann es zu ernsten, langanhaltenden gesundheitlichen Problemen kommen.

Ich möchte die Menschen einladen, sich überhaupt erst einmal wahrzunehmen, bei sich anzukommen im Hier und Jetzt. Dass all das, was sie jetzt spüren, empfinden, sein darf, keiner Bewertung unterzogen wird. Es kein richtig und kein falsch gibt. Dass diese Zeit, die sie sich nun (vielleicht zum ersten Mal) nehmen, nur ihnen gehört. Sie sich in ihrer Einzigartigkeit wahrnehmen. Pina Bausch sagte einmal: „Mich interessiert nicht, WIE die Menschen sich bewegen, sondern WAS sie bewegt.“

Ich möchte den Rahmen halten, dass wir uns in dieser geschützten Atmosphäre frei bewegen können, möchte, dass die Menschen diese neuen Wahrnehmungen mitnehmen in ihren Alltag. Dass sie sich regelmäßig kleine Auszeiten nehmen, sich auf sich besinnen. All diese Ideen und Anregungen können jedoch nur ein Angebot sein. Den Willen entwickeln, etwas ändern zu wollen, muss jeder selbst.

„Ich bin eine Welle mit Knubbel“, ja, das bin ich. Und ich habe das gute Gefühl, dass alles im Fluss ist, dass ich mich treiben, forttreiben lassen kann, zu neuen Ufern. Alte Knubbel loslassen in der Gewissheit, dass es neue geben wird, die mir für eine Zeit Stütze und Halt geben können, bis es wieder weiter geht. Ein Spruch lautet: „Was kostet es eigentlich, Träume wahr werden zu lassen? Mut, einfach nur Mut!“
Ich hoffe, dass ich anderen Menschen durch meine Arbeit ein bisschen von meinem Mut abgeben, weitergeben kann.

Heilpraktikerin Psychotherapie Ulrike Scholz

Hallo, ich heiße Ulrike Scholz und unterstütze Menschen in schwierigen Lebenslagen, negative Gedanken aufzuspüren, Ängste zu bewältigen und wieder in ihre Kraft zu kommen. Hol dir deine Energie und deine Lebensfreude zurück und lebe das Leben, das DU leben möchtest! Angstfrei, gelassen und selbstbewusst. Ich begleite dich mit Wertschätzung, Humor und Sachverstand.

Du suchst Unterstützung? Möchtest wieder mehr Energie und Lebensfreude spüren? Dann lass uns sprechen, hier kannst du mich kontaktieren.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner